Mallorca erzählt - Literatur der Balearen

 

Antoni Serra


Die Allee im Dunkeln

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen
von Volker Glab

 

 

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-25-0
1. Auflage
Seitenzahl: 273
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 318 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: L’avinguda de la fosca
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 19,80 Euro

 

 

Die Allee im Dunklen ist Serras bisher einziger Roman aus der Welt der Spionage. Enric Puigdenfila, ehemals vielversprechender hoher Beamter im Diplomatischen Dienst Spaniens, frönt, seit er Vermögen und Titel der Vizegrafen von Oloscau geerbt hat, dem snobistischen Müßiggang und der privaten Insektenforschung. Aus diesem nach seinen eigenen Worten ‘hedonistischen’ Leben reißt ihn der Fund eines geheimnisvollen Koffers, der einem gewissen Thomas Harris gehört haben soll, heraus, und Enric muß bei seinen Ermittlungen abenteuerliche, gefährliche Situationen durchleben. Zur Erfüllung dieser Aufgabe hat ihn die inzwischen demokratische spanische Regierung wieder in Dienst gestellt, und die Spur führt ihn unter anderem nach London, wo er früher sowohl dienstlich als auch privat wie zu Hause war. Mallorca wird in diesem Roman als Spielwiese westlicher und östlicher Geheimdienste im Zeichen von Kaltem Krieg und Perestroika dargestellt.

 

Antoni Serra, geboren 1936 in Sóller (Mallorca), studierte zunächst Medizin, zog dann aber ab 1958 durch Spanien und übte dabei alle möglichen Berufe aus: Er arbeitete als Journalist, Korrektor und sogar Zirkusclown in Cádiz. Anfang der sechziger Jahre war er in València Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften, kehrte dann jedoch nach Mallorca zurück, wo er die Partei Partit Socialista d’Alliberament Nacional (‘Sozialistische Partei der Nationalen Befreiung’) leitete und maßgeblich an Feuilletons und Literaturbeilagen verschiedener Zeitungen mitwirkte. 1977 war er Gründungsmitglied des Verbandes katalanischsprachiger Schriftsteller (AELC) und wurde später dessen Vizepräsident. Neben seinem literarischen Schaffen veröffentlicht er regelmäßig Beiträge in der katalanischen Tageszeitung Avui und der spanischsprachigen Zeitung Diario de Mallorca sowie in der katalanischsprachigen Zeitschrift El Temps. Für seine Kriminalromane schuf er die Figur der Spürnase Celso Moreiro, er gilt als einer der repräsentativsten Krimi-Autoren Mallorcas. Serra begnügt sich im allgemeinen nicht mit einer bloßen Geschichte, sondern gestaltet Personen, Situationen und Hintergründe der Handlung betont realistisch, um nicht zuletzt den Blick der Leserin für historische und gegenwärtige Entwicklungen in Spanien und den anderen europäischen Ländern zu schärfen.

 

 

Antoni Vidal Ferrando:

 

Monde und Kröten

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen

von Axel Schönberger

 

 

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-27-4
1. Auflage
Seitenzahl: 304
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 353 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Les llunes i els calàpets
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 19,80 Euro

 

 

"Es gab kein Morgen, seit die Gegenwart eine Verlängerung des Körpers des Bösen war, das sich Zug um Zug weiter ausbreitete, Gewalt über die Leben gewann und nach allen Richtungen ausgriff, voller Gier nach verbrannter Erde und Würgeengeln. Man sprach von vielen Toten, von Rache, von Mordbanden, welche die Friedhofsmauern und Straßengräben mit unschuldigem Blut beschmierten, wie mit dem der Verletzten, die er an einem ruhigen Nachmittag hatte an Land gehen sehen, als das Regierungsgeschwader neben ihnen ankerte. Von jenen ersten Nachrichten, die in der Presse erschienen waren, denen zufolge Sprecher der gewählten Regierung ausführten, daß es Tage dauern könnte, den Aufstand niederzuschlagen, war es dazu gekommen, daß man das wahre Ausmaß der Auseinandersetzung und seinen Bürgerkriegscharakter offiziell einräumte."


Vermittels der Rekonstruktion der Geschichte einer Familie erzählt der Autor von Monde und Kröten in einer an Fellini erinnernden Weise die Chronik einer Epoche der mallorquinischen Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Ausgehend von eigenen Erlebnissen der Hauptfigur und anhand des Fadens des kollektiven Gedächtnisses entsteht eine subjektive Interpretation der Vergangenheit einer von Ackerbau, Fischfang und Schmuggel lebenden Dorfgemeinschaft während einer Zeitspanne, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Tage des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) reicht. Während das alte Mallorca allmählich vergeht und die modernen Zeiten Einzug halten, wird seinerzeit der Schmuggel eine der wichtigsten Antriebsquellen für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt auf den Balearen.


Antoni Vidal Ferrando, geboren 1945 in Santanyí (Mallorca), hat sowohl Gedichtbände – El brell dels jorns (1986), Racó de n’Aulet (1986), A l'alba lila dels alocs (1988), Els colors i el zodíac (1990), Cartes a Lady Hamilton (1990), Calvari (1992), Bandera blanca (1994), El batec de les pedres (1996) und Cap de cantó (2004) – als auch eine Romantrilogie über Mallorca im 20. Jahrhundert veröffentlicht, die mit vorliegendem Band eröffnet wird. Die beiden weiteren Romane sind La mà del jardiner (1999) und L’illa dels dòlmens (2007). Von Beruf Lehrer, hat er sich auch mit mallorquinischer Geschichte und ihrer Didaktik befaßt und unter anderem La població i propietat de la terra en el municipi de Santanyí (1868-1920) publiziert. Er ist Mitglied der Associació d’Escriptors en Llengua Catalana, sein Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Verschiedene seiner Gedichte wurden auch in Anthologien (sowohl auf katalanisch als auch in deutscher, englischer, französischer, galicischer, niederländischer, rumänischer, russischer und spanischer Übersetzung) veröffentlicht.

 

Antònia Vicens


Verdorrte Erde

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen
von Volker Glab

 

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-24-3
1. Auflage
Seitenzahl: 217
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 258 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Terra seca
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 14,80 Euro

 

 

Der Roman zeichnet einen Tag nach, der für die Hauptfiguren in vielerlei Hinsicht einen Wendepunkt darstellt: Eine Frau ist mit ihrer kleinen Tochter auf dem Weg zu ihrem Liebhaber, dem Vater des Kindes, welcher mit seiner verhärmten Ehefrau zurückgezogen in einem Strandhaus lebt, wo er seine Rückkehr in die Politik vorzubereiten versucht. Der Weg der einen und das Warten des anderen sind von Erinnerungen an frühere, nur teilweise glücklichere Zeiten durchwoben. Gegenwart und Vergangenheit werden durch einen geheimnisvollen, grün gekleideten Mann beobachtet. Wie bei Beckett oder Kafka sind Warten und Weg letztlich vergeblich. Im Hintergrund des Geschehens erlebt die Leserin das Ende der Franco-Zeit und den Übergang Spaniens zur Demokratie.


Antònia Vicens, geboren 1941 in Santanyí (Mallorca), lernte bereits als Kind das kennen, was sie 'die Kraft der Worte' nennt, nämlich Haß und Mißgunst in Gesprächen und Erzählungen der Erwachsenen, die sie in den Straßen ihres verschlafenen Heimatdorfes, in dem es weder eine Bibliothek noch eine Buchhandlung gab, belauschte. Sie wurde, nachdem sie die dörfliche Klosterschule ‘überstanden’ hatte, als Autodidaktin zu einer erfolgreichen Schriftstellerin katalanischer Sprache. Über mehrere Jahre war sie für die Balearen zuständige Vizepräsidentin des Verbandes der katalanischsprachigen Schriftsteller (AELC). Seit dem Jahr 2000 lebt sie zurückgezogen in Palma. Ihr literarisches Schaffen wird von ihrer Schriftstellerkollegin Maria Barbal eindrucksvoll beschrieben: "Antònia Vicens’ Welt kommt mir wie ein Erbe Kafkas im tieferen Sinne vor, nämlich in dem, der besagt, daß für die gemeinen Sterblichen jeglicher Versuch, glücklich zu werden, sinnlos ist und der Kampf des Individuums um Verständnis der Welt vor allem wegen seiner Einsamkeit ausweglos bleibt, weil alle Kommunikationsversuche scheitern."

 

Rosa Planas

    

Die Stadt
der wehrlosen Spione

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen

von Axel Schönberger

 

 

 

ISBN 978-3-936132-29-8
1. Auflage
Seitenzahl: 529
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 596 g
Sprache: Deutsch

Originaltitel: La ciutat dels espies indefensos
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 29,80 Euro

 

 

Bastian van Hoff, ein auf Mallorca lebender holländischer Spion im einstweiligen Ruhestand, wird in den aktiven Dienst zurückversetzt, um einen geheimnisvollen Mann namens Henoch zu suchen, nach dem die Geheimdienste mehrerer Länder fahnden. Es handelt sich um einen genialen jüdischen, zum Christentum katholischer Konfession konvertierten Chemiker, der vor Jahrzehnten in den Vereinigten Staaten von Amerika an einem militärischen Geheimprojekt zur Herstellung einer besonderen Droge mitwirkte und auf einmal sein Projekt und sein Land heimlich verließ, um sich der damaligen Hippy-Bewegung anzuschließen, in der er zeitweilig eine führende Rolle übernahm. Bereits damals wurde Bastian van Hoff auf ihn angesetzt, der Amerikaner konnte ihm jedoch kurz vor einer Festnahme entkommen.


Während der Holländer seine Nachforschungen auf Mallorca aufnimmt, versuchen zwei Geheimagenten der USA in Zusammenarbeit mit einem russischen Psychologieprofessor der Universität Berkeley, der sich dem Studium der Methoden vergangener Jahrhunderte zur Zukunftsvoraussage gewidmet hat, den Aufenthaltsort des geflohenen, auf herkömmliche Weise offenbar nicht auffindbaren Wissenschaftlers mit parapsychologischen Mitteln herauszubekommen, indem sie seine in den USA zurückgebliebene Tochter Alana als Medium mißbrauchen. Allmählich wird klar, welche Bedeutung der von Henoch entwickelten Droge zukommt und welche Gefahr für die Menschheit von ihr ausgeht. Schließlich treffen der Holländer, der immer mehr mit dem Gesuchten zu sympathisieren beginnt, und einer der beiden amerikanischen Geheimagenten in Palma de Mallorca, wo allerhand ausländische Spione zugegen sind, aufeinander, und die Handlung kommt zu einer überraschenden Auflösung.


Mit der Stadt der wehrlosen Spione hat Rosa Planas einen spannenden, aus dem Rahmen des Üblichen fallenden und mit mancherlei Überraschung aufwartenden Spionageroman geschrieben, in dem auch eine Reihe von Querverweisen auf andere literarische Texte, u. a. von Philip K. Dick, Aldous Huxley und Dostojewski, erfolgen. Phantasievoll bezieht sie zeitgenössische Erscheinungen wie das Auftreten der Hippies auf den Balearen oder die lebenden Standbilder, die seit einigen Jahren die Straßen und Plätze der Mittelmeerstädte bevölkern, in die sowohl auf Mallorca als auch an der Universität Berkeley in Kalifornien spielende Handlung ein.


Rosa Planas, geboren 1957 in Palma de Mallorca, hat nach einem Studium der Philosophie und der Literaturwissenschaft eine Studie über die vom 17. bis 20. Jahrhundert gebräuchlichen, abwertenden Bezeichnungen für die 'Xuetes', Mallorquiner, die von ehemals zum Christentum konvertierten Juden abstammen und auf Mallorca jahrhundertelang sozialer Ächtung ausgesetzt waren, veröffentlicht (Els malnoms dels xuetes de Mallorca (ss. XVII-XX), 2003). Sie ist Autorin weiterer auf katalanisch verfaßter Romane – L’orador dels ocells (1999), Abraham Savasorda (2001) und Les màscares de Florència (2004) – sowie zweier Gedichtbände, Letras de lluvia (1982) und Regreso a Belvedere (1993), und verfaßt literaturkritische Artikel für die Presse.

 

Maria de la Pau Janer

    

Morgenland, Abendland:
zwei Liebesgeschichten

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen

von Axel Schönberger

 

 

ISBN 978-3-936132-28-1
1. Auflage
Seitenzahl: 422
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 479 g
Sprache: Deutsch

Originaltitel: Orient, Occident: dues històries d’amor
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 24,80 Euro

 

 

«Sie öffnete ihre Augen und traf sich mit dem runzeligen Blick jener Alten, für die sie nie viel Zuneigung verspürt hatte. Diese war eine kleine Frau, die es nicht wagte, sich geradeheraus an die Männer der Familie zu wenden, die furchtsam sprach, mit einem Schatten aus schon fernen Tagen – es war beinahe ein halbes Jahrhundert her –, in denen die Palästinenser aus Jerusalem vertrieben worden waren, in den Augen. Damals war sie eine junge Frau, aber nie würde sie die Bündel und Taschen vergessen, die verlassenen Häuser, die Wanderung von Tausenden von Frauen und Männern in die Fremde. Es war eine Massenflucht, die das Aussehen der Stadt veränderte, es umdrehte. Nur einige wollten nicht weggehen, aber das waren diejenigen, die am meisten litten. Sie mußten zusehen, wie die Ländereien von Juden besetzt wurden, die aus der ganzen Welt kamen und sich an den Orten der Abwesenden festsetzten. Heimatlose Juden, die unterschiedliche Zungen sprachen und einen Hafen fanden, wo sie ihr Schiff vertäuen konnten. Menschen, die Raum für sich beanspruchten und dabei denjenigen nahmen, der den Palästinensern gehörte. Als der Staat Israel entstand, verließ der Haß diese Gegenden nie mehr. Aischa war in einem geteilten Land zur Welt gekommen. Deshalb waren die neuen Palästinenser die Kinder des Chaos.»

 

In Palästina beginnt Aischa, eine Waise aus Bethlehem, eine heimliche Liebesbeziehung zu dem jungen Palästinenser Tarik, während sich in Barcelona der mallorquinische Schriftsteller Carles und die Verlagslektorin Lara ineinander verlieben. Die Schicksale beider Paare entwickeln sich unterschiedlich und kreuzen sich schließlich in Bethlehem, wo es zu einer überraschenden Begegnung beider Kulturen kommt.

 

Maria de la Pau Janer, geboren am 13. Januar 1966 in Palma de Mallorca, ist eine der erfolgreichsten katalanischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Neben einem umfangreichen Romanwerk in katalanischer Sprache, das ihr alle bedeutenden Literaturpreise der Katalanischen Länder eintrug, hat sie auch zwei Romane in spanischer Sprache veröffentlicht, die gleichfalls ausgezeichnet wurden; als bisher einzige mallorquinische Autorin erhielt sie den Premio Planeta, den höchstdotierten Literaturpreis Spaniens. Sie wurde an der Universität der Balearen in Katalanischer Philologie promoviert, ihre Dissertation erschien unter dem Titel Les Rondalles del Cicle de l’Espòs Transformat: Pervivència en la Literatura Catalana de Tradició Oral in Deutschland. Sie lehrt als Professorin für Katalanische Literaturwissenschaft an der Universität der Balearen, ist Moderatorin verschiedener Radio- und Fernsehsendungen der Katalanischen Länder und veröffentlicht regelmäßige Kolumnen in der katalanischen Tagespresse. Auf deutsch erschienen bisher ihre Romane Im Garten der Finca, Wohin die Liebe dich trägt sowie Marmara, eine im 20. Jahrhundert spielende Ausgestaltung des alten Märchens von der Schönen und dem Tier.

 

Baltasar Porcel


Verstorbene

unter blühenden

Mandelbäumen

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen
von Volker Glab

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-23-6
1. Auflage
Seitenzahl: 256
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 302 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Difunts sota els ametllers en flor
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 19,80 Euro

 

 

"Die prächtige Schwarze erhob sich, reckte die angeketteten Arme in die Höhe, sagte seltsame Worte, und die Angreifer knieten nieder und verbeugten sich vor ihr. Danach sprach sie in verworrenen Worten zu Tomeu Miserol: Sie heiße Motxuí Copcupà und sei die Königin des Stammes von Txadtxad Sambasí, ein feindlicher Stamm habe sie zusammen mit einer Reihe ihrer Untertanen gefangengenommen, während sie das Fest des Truthahnes gefeiert hätten, des Symbols der vulkanischen Fruchtbarkeit. Tomeu verneigte sich verdutzt vor ihr. Die Königin schlug ihm vor, daß, wenn die noch verbliebenen Weißen sich verpflichteten, die Brigg zur Küste von Txadtxad zu steuern, ihr Leben verschont werde. Andernfalls würden sie ihnen die Kehlen durchschneiden. Miserol, zitternd wie Espenlaub, stammelte sogleich seine Zustimmung."


Im Gewande eines Romans präsentiert Baltasar Porcel seinen Leserinnen und Lesern in Verstorbene unter blühenden Mandelbäumen eine Sammlung von seltsamen, bisweilen sogar skurrilen Anekdoten und Episoden, die gelegentlich an klassische Kalendergeschichten erinnern, ohne jedoch in einer expliziten Moral zu münden: Es sind Geschichten kleiner Leute. Zusammenhalt gibt ihnen neben dem Schauplatz Andratx die Figur des Ich-Erzählers, der, obwohl namenlos, deutliche Züge eines alter ego des Autors aufweist. Durch seine Schilderung merkwürdiger Begebenheiten mit sonderbaren Gestalten des Dorflebens entsteht vor dem inneren Auge der Leserin ein buntes Panoramabild einer kleinen Ortschaft, in der wie in einem Hohlspiegel alltäglich Banales mit der großen Weltgeschichte verschmilzt. Dabei besteht für Porcel zwischen Roman und kurzer Erzählung kein Gegensatz: Er sieht sie als einander ergänzende literarische Formen und versteht es immer wieder, daraus eine Einheit zu weben.


Baltasar Porcel, geboren 1937 in Andratx (Mallorca), gestorben 2009 in Barcelona (Katalonien), ist einer der bekanntesten Autoren der katalanischen Gegenwartsliteratur. Seine erste Erzählung veröffentlichte er 1956. 1960 zog er von Mallorca nach Barcelona, wo er bis zu seinem Tode lebte und wirkte. Seine Werke sind eng mit der Welt des Mittelmeerraumes verbunden. Häufig siedelt er sie auf Mallorca, insbesondere in Andratx, an. Mit außergewöhnlicher Sprachgewalt zeichnet er ein Sittengemälde der mediterran geprägten Welt der Balearen und verknüpft dabei magische, mythische und poetische Elemente mit realistischen Szenarien. Sein literarisches Werk wurde vielfach mit angesehenen Literaturpreisen ausgezeichnet. Baltasar Porcel war nicht nur literarisch tätig, sondern auch regelmäßiger Mitarbeiter diverser Tageszeitungen, vor allem von La Vanguardia, und im Rundfunk und Fernsehen häufiger Gast.

 

 

Guillem Frontera


Ein überreifes Herz

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen

von Axel Schönberger

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-26-7
1. Auflage
Seitenzahl: 248
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 294 g
Sprache: Deutsch

Originaltitel: Un cor massa madur
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 17,80 Euro

 

 

"Irgendetwas in meinem Inneren zerbrach, schmerzhafter noch, weil es mir vor fünfundzwanzig Jahren schon einmal widerfahren war, und ich hatte mir versprochen, daß es nie wieder vorkommen würde. Bis zu jenem Augenblick hatte ich es erreicht, weil ich noch nicht einmal ein Haar in irgendeiner Liebesbeziehung aufs Spiel gesetzt hatte. Ein magisches Wort drang in mein Herz ein und zerbrach dort aufgrund der Wucht seines Sturzes im selben Augenblick: Ataraxie, der Zustand gleichmütiger Unbeteiligtheit, den die Stoiker durch die Bezwingung der Leidenschaften zu erreichen glaubten, der meinem Leben während der letzten zwanzig Jahre Sinn, Kraft und Würde verliehen hatte, sich jetzt aber auflöste und mich wehrlos zurückließ. Ich fühlte mich zu Unrecht erniedrigt, weil man mir zeigte, bis zu welchem Punkt ich einem bis ins kleinste von mir selbst, um mich gegen die Welt zu wappnen, ausgearbeiteten Irrtum aufgesessen war; und bis zu welchem Punkt sich an mir die Verletzlichkeit eines menschlichen Wesens zeigte, von dem ich mich unüberwindbar entfernt glaubte."


Jaume vertraut im reifen Mannesalter darauf, bis ans Ende seiner Tage ein ruhiges, gefälliges Leben in einem kleinen, abgeschiedenen Dorf auf Mallorca führen zu können. Aus Enttäuschung darüber, daß die große Liebe seines Lebens in jungen Jahren einen anderen Mann heiratete, versucht er in stoischer Weise, seine Leidenschaften im Zaum zu halten und gemäß der Natur zu leben, wobei er die Annehmlichkeiten seines Reichtums durchaus zu genießen versteht. Da taucht plötzlich wieder seine nunmehr geschiedene Jugendliebe Teresa auf Mallorca auf und stürzt ihn in einen Strudel vergessen geglaubter Gefühle, die ihn noch mehr verwirren und aus seiner Lebensbahn werfen, als auch Teresas erwachsene Tochter Eugénie nach Mallorca zieht. Er erlebt eine zweite Jugend und verliert die von ihm erreicht geglaubte Freiheit von Ängsten und Erregungen im Wirbel einer leidenschaftlichen Liebe.
Guillem Frontera, geboren 1945 in Ariany (Mallorca), hat ein umfassendes literarisches Werk in katalanischer Sprache vorgelegt. Neben seinen Romanen – u. a. Els carnissers, Cada dia que calles, Rera els turons del record, Tirannosaurus, La ruta dels cangurs (dt. Das Mallorca-Komplott, 2001, auch als Hörbuch erhältlich) und Una dolça tardor – umfaßt es Gedichtbände, Erzählungen, Reiseführer, zahlreiche Drehbücher für Radio und Fernsehen sowie Presseartikel. Er ist beruflich als Redakteur des Kulturressorts bei den mallorquinischen Tageszeitungen Diari de Balears und Última Hora tätig, organisiert auch Ausstellungen mallorquinischer Künstler und ist Leiter des Festivals "Musica Sacra".

 

 

Gabriel Janer Manila

 

Entflammte Gärten

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen

von Axel Schönberger

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-20-5
1. Auflage
Seitenzahl: 263
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 307 g
Sprache: Deutsch

Originaltitel: Els jardins incendiats
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 17,80 Euro

 

«Der römische Kardinal suchte gerne die Gärten seines mallorquinischen Landhauses auf, wo er einen Irrgarten aus aneinandergereihten Zypressen hatte errichten lassen. Insgeheim erzählte man sich, daß ihn in einer Ecke des Gartens bei Sonnenuntergang eine scheue Dame erwartete. Sehr wenige hatten sie gesehen; aber diejenigen, die sie zu Gesicht bekommen hatten, erzählten begeistert vom Glanz ihrer Schönheit, von dem warmen und üppigen Blick, den sie von sich gab. Jemand berichtete mit leiser Stimme, wie einer, der ein verborgenes Geheimnis enthüllt, daß er den Kardinal jenseits der versprengten Schatten in Umarmung eines klebrigen Tieres gesehen habe. Und man erzählte sich, daß sich eine riesige Schlange um die seidenweiche Haut jenes Mannes schlang. Sie küßten sich auf den Mund, beide streckten ihre Zungen hinaus: zwei Nadeln, die sich ineinander verschlangen und einen Knoten bildeten, und es war genau jener Knoten, der das Gift freisetzte, das die Verwandlung des Tieres in eine Dame bewirkte.»

 

Eine wunderschöne Frau namens Aina wird in ihrer Wohnung auf Mallorca tot aufgefunden. Kommissar Carles Andreu, ein einsamer Mann, der ganz in seiner Arbeit aufgeht, versucht beharrlich, aus einem früheren Liebhaber der Toten, der jetzt an einen Rollstuhl gefesselt ist, herauszubekommen, wer ihr Mörder war. Der Verdächtige beginnt eine Geschichte zu erzählen, die den Kommissar aufgrund ihrer eigenartigen Mischung von Gewalt und Schönheit verblüfft und zunächst in ihren Bann zieht: In einem Labyrinth der Liebesleidenschaften umtanzt der Tod die Hauptfiguren in Geschichte und Gegenwart wie ein unausweichliches Schicksal, Phantasie und Realität verschmelzen ineinander. Zunehmend durch das alte Spiel von Eros und Thanatos verwirrt, weiß der Kommissar letztlich nicht mehr, welcher Fassung der Geschichte er Glauben schenken soll.

 

Gabriel Janer Manila, geboren 1940 in Algaida (Mallorca), ist ordentlicher Professor an der Universität der Balearen und Schriftsteller. Seit 1967 hat er zahlreiche Romane und Kinderbücher veröffentlicht, welche mit den bedeutendsten katalanischen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden. Vorliegendes Werk gewann 1997 den Premi Carlemany. Janer Manila hat außerdem ein umfangreiches wissenschaftliches Werk und zahlreiche Essays in katalanischer Sprache verfaßt. Verschiedene seiner Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Berühmte Romane aus seiner Feder sind u. a. Els alicorns (1972), Angeli Musicanti (1984), Els rius de Babilònia (1984), La dama de les boires (1987), Paradís d’orquídies (1992), La vida, tan obscura (1996), Estàtues sobre el mar (2000), George: el perfum dels cedres (2002) und Tigres (2007). Ins Deutsche übersetzt wurden bisher Musizierende Engel (2003), Die Nebeldame (2003) sowie das Kinderbuch Wohin du auch siehst, überall ist das Meer (1991).

 

Pau Faner


Auf Wiedersehen

im Himmel

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen
von Volker Glab

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-22-9
1. Auflage
Seitenzahl: 154
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 190 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Fins al cel
Originalsprache: Katalanisch

12,80 Euro

 

 

Pau Faners Roman spiegelt die menorquinische und spanische Geschichte von 1800 bis 1975, dem Todesjahr des spanischen Diktators Francisco Franco, wider. Angefangen bei dem Bauerntölpel Camprubí, dem 'Stammvater' der Sippe, deren Geschichte über fast zwei Jahrhunderte nachgezeichnet wird, bis zu einer Fernsehübertragung von Francos Begräbnis wird anhand von Einzelschicksalen ein spannendes Sittengemälde der menorquinischen Gesellschaft und ihrer Entwicklung gezeichnet, das sich auch verschiedener Elemente des magischen Realismus bedient. So tritt in entscheidenden Momenten die Muse Agnès auf den Plan und greift in die Speichen des Rads der Geschichte, um es nach ihrem Gutdünken hierhin und dorthin, zum Guten oder zum Bösen zu lenken. In einem unterhaltsamen, kostumbristischen Stil läßt dieser moderne Klassiker der balearischen Literatur, der auch auf die Bühne gebracht wurde, ein fiktionales Menorca entstehen, in dem man durchaus die reale Baleareninsel in Geschichte und Gegenwart wiedererkennen mag.


Pau Faner, geboren 1949 in Ciutadella (Menorca), ist im Hauptberuf Gymnasiallehrer. Nach dem Studium der spanischen, katalanischen und englischen Philologie wurde er mit einer Dissertation über Innenansichten der neueren Erzählliteratur auf den Balearen promoviert. Er gilt als einer der Wegbereiter und Hauptvertreter des magischen Realismus in der Erzählprosa der Balearen und hat sich auch als Maler einen Namen gemacht: Seine Werke wurden u. a. in Barcelona, Madrid und New York ausgestellt. Den Großteil seines Romane, Erzählungen und Kinderbücher umfassenden Werkes hat er in katalanischer, einige Bücher auch in spanischer Sprache verfaßt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Premi Josep Pla sowie den Premi Víctor Català (beide 1984) für katalanischsprachige Werke sowie den Premio Nadal für ein spanisches Buch. Pau Faner schreibt auch Kolumnen für mehrere katalanisch- und spanischsprachige Tageszeitungen.

 

Maria-Antònia Oliver


Joana E.

 

Aus dem mallorquinischen Katalanischen
von Volker Glab

 

 

 

 

 

 

ISBN: 978-3-936132-19-9
1. Auflage
Seitenzahl: 328
Format: 20,5 x 13,5 cm
Gewicht: 378 g
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Joana E.
Originalsprache: Katalanisch

Preis: 19,80 Euro

 

 

"Dies ist eine wahre Geschichte. Ich lernte Joana E. in Barcelona kennen, und zwar 1979. Sie war eine neunundsechzigjährige Frau: außergewöhnlich, sehr hübsch, ziemlich dick, ungemein vital. Sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, und als ich ihr sagte, daß ich daraus einen Roman machen wollte, lachte sie und sagte: „Aber das ist doch ein Melodram! Das glaubt doch niemand!”
Es ging darum, daß nicht ich die Geschichte erzählte, sondern sie, in ihrer Sprache, in ihrer Ausdrucksweise, mit ihren Zweifeln, Widersprüchen, Augenblicken des Glücks und Augenblicken des Kummers, ihrer Angst und ihrer Entrüstung, dem, was sie nicht losläßt, mit den Dingen, die sie mir hatte erzählen wollen, und denen, die sie mir vorenthalten hatte, mit der Naivität, der Weisheit, der Rationalität und der Leidenschaft, womit sie aus sich herausging."


Mit diesen Worten der Autorin aus ihrem Vorwort ist dieser Roman bestens beschrieben. Es handelt sich um die Lebensgeschichte einer Mallorquinerin, die nahezu das ganze 20. Jahrhundert mit seinen Umbrüchen und Rückschlägen in Staat und Gesellschaft Spaniens erlebt hat. Sie wird von der Protagonistin selbst erzählt, die dabei immer wieder umgangssprachliche Töne anschlägt, sich bei der Erinnerung von ihren Gefühlen mitreißen läßt. Und es ist eine Geschichte über Frauen und Männer, die ohne erhobenen Zeigefinger klar für die Frauen und ihre im damaligen Spanien schwierige Emanzipation Partei ergreift.


Maria-Antònia Oliver, geboren 1946 in Manacor (Mallorca), ist Autorin zahlreicher katalanischer Erzählbände und Romane und hat auch Texte für Radio, Fernsehen und Theater verfaßt sowie Übersetzungen ins Katalanische angefertigt. Neben ihrem literarischen Engagement, das sie durch zahlreiche Gattungen und Genres geführt hat, ist sie erklärte Feministin, was nicht nur in ihren Romanen, sondern auch in ihren regelmäßigen Kolumnen für Barceloniner und mallorquinische Tageszeitungen deutlichen Niederschlag findet. Viele ihrer Werke wurden mit bedeutenden katalanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, einige liegen auch in englischer, deutscher und portugiesischer Übersetzung vor.

 

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